Grusswort Olaf Krüger anl. 10-jähriges IBS-Jubiläum am 12.10.06
Sehr geehrte Ehrengäste,
liebe Kolleginnen und Kollegen der IBS,
zunächst meinen herzlichen Dank, dass Sie so zahlreich unsere Einladung angenommen haben.Heute blicken wir auf 10 Jahre erfolgreiches Bestehen der europäischen Interessengemeinschaft der Bahnspediteure zurück.
Im September 1996 fanden sich 8 skandinavische und deutsche Bahnspeditionen zusammen, um ihre Zukunft in einem sich stark verändernden Markt zu diskutieren. Dabei wurde festgestellt, dass die Interessen der Speditionen, die vorrangig den europäischen Schienenverkehr als Transportmittel benutzen, in den nationalen Speditionsverbänden nicht ausreichend vertreten sind. Des weiteren machte der zwischenzeitlich eingeleitete Liberalisierungsprozess mit zunehmender grenzüberschreitender Interoperabilität ein europaweites Engagement der Bahnspeditionen notwendig.
Die Gründung einer europäischen Interessengemeinschaft war eine zwingende Schlussfolgerung.
Seit dem Gründungskongress am 30. Oktober 1996 haben sich die Rahmenbedingungen für den europäischen Eisenbahnverkehr und somit auch für die Bahnspeditionen in einer bisher nie dagewesenen Vielfalt und Dynamik verändert.
• Die rasant fortschreitende Globalisierung der Weltwirtschaft führte zu umfassenden Produktionsverlagerungen in Länder mit niedrigen Produktionskosten mit den dafür erforderlichen veränderten Anforderungen an den Transport.
• Der Privatisierungsprozess bei den europäischen staatlichen Eisenbahnen brachte durchgreifende Rationalisierungs-massnahmen, die insbesondere den europäischen Einzelwaggonverkehr zunehmend eingeschränkt haben.
In der alternativen regionalen Konsolidierung dieser Verkehre haben die Bahnspeditionen ein neues Geschäftsfeld entwickelt.• Die europäische Liberalisierung des Eisenbahnverkehrs wird bis zum 1. Januar 2007 mit der Öffnung des europäischen Schienennetzes einen wesentlichen Meilenstein erreichen.
Trotz vielfältiger Bemühungen der Verkehrspolitik, der Wirtschaft und der Mehrzahl der Eisenbahnen wird die Liberalisierung jedoch zu diesem Zeitpunkt nur ca. 1 Drittel der Bahnprodukte tatsächlich begleiten.
Insbesondere fehlende Waggonkapazitäten, beschränkte Investitionsmöglichkeiten privater Eisenbahnen, aber auch der Beibehalt vieler technischer und technologischer Grenzen im europäischen Schienen-Güterverkehr tragen zu dieser geringer Liberalisierungsquote bei.
• Einhergehend mit der Liberalisierung hat auch die umfassende Änderung der europäischen Regelwerke zum 1. Juli 2006 massgeblich die Tätigkeit der Bahnspeditionen beeinflusst.
Insbesondere die modifizierten Einsatzbedingungen für private und bahneigene Waggons, aber auch veränderte Haftungs- und Versicherungsbedingungen erfordern eine kompakte Neuorientierung und eine Erweiterung unserer Dienstleistungspalette.• Wesentliche Auswirkungen auf die Tätigkeit der Bahnspeditionen hatte gleichfalls die Erweiterung der europäischen Union.
Fuhrunternehmen der neuen Ländern mit erheblich geringeren Kosten haben sowohl die Unternehmen der alten EU-Länder, aber auch den gesamten Bahnverkehr mit den neuen Ländern angegriffen und unterlaufen. Nur bei neuen Konsolidierungskonzepten und hochwertigen logistischen Anschlussleistungen können verlorene Marktanteile zurück-gewonnen werden.
In diesem Umfeld hat sich die Position der Bahnspeditionen in den letzten Jahren markant verändert.
Ursprünglich als Erfüllungsgehilfe der staatlichen Bahnen gestartet, nehmen die Bahnspeditionen zunehmend die Rolle eines Gestalters logistischer Dienstleistungsketten bei vorrangiger Nutzung des Schienenverkehrs ein.
Zunehmende Bedeutung kommt den Bahnspeditionen gleichfalls bei der Vorhaltung regionaler Konsolidierung und Logistikstandorte sowie der Erhöhung der Interoperabilität in Europa zu.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
die IBS ist nach 10 Jahren ihres Bestehens eine feste Grösse in der europäischen Verkehrspolitik und Lobbyarbeit für die Schiene geworden.An dieser Stelle möchte ich unseren Wunsch zum Ausdruck bringen, künftig noch enger mit den anderen, gleichgesinnten Verbänden zusammen zu arbeiten, um somit dem europäischen Eisenbahn-Güterverkehr einen zunehmend höheren Stellenwert einzuräumen.
Mit den heute hier anwesenden Verbänden und Organisationen, wie dem Verband der Privatwaggoneigentümer, der Vereinigung der europäischen Privatbahnen oder dem vor einigen Jahren gegründeten Kundenforum möchten wir wesentlich enger zusammenarbeiten.
Ein gemeinsamer Jahreskongress unter Teilnahme der europäischen Verkehrspolitik könnte hier ein erstes Signal setzen.Liebe Kolleginnen und Kollegen der IBS,
unsere Interessengemeinschaft hat auch in den nächsten Jahren den Anspruch, für unsere Mitglieder eine Plattform für strategische Auseinandersetzungen, faire partnerschaftliche Geschäftsanbahnungen, aber auch für Kollegialität und persönliche Freundschaften zu sein.In einer Geschäftswelt, in der Börsen sowie Analysten und immer schneller werdende Kommunikationsmittel das Tempo und die Intensität unserer Arbeit drastisch erhöhen, werden diese Möglichkeiten von unseren Mitgliedern dankend angenommen.
Auch die zunehmende Teilnahme unserer privaten Partner an den Rahmenprogrammen unserer Konferenzen hat zu einer zunehmen freundschaftlichen und kollegialen Atmosphäre beigetragen.
Ich möchte mich abschliessend bei meinen Vorstandskollegen, allen aktiven Mitgliedern, aber insbesondere bei meiner Assistentin, Steffi Schmidt, und dem Zentrum unserer Öffentlichkeitsarbeit, Klaus Smula, auf das herzlichste bedanken! Ohne Eure Unterstützung wäre die IBS und ihre über Jahre positive Entwicklung nicht denkbar.
Ich freue mich auf die nächsten Jahre unserer Zusammenarbeit, auf eine zunehmende Kooperation mit interessensgleichen Vereinen und Verbänden, aber vor allem auf die anspruchsvollen Aufgaben, die mit der Entwicklung des Eisenbahnverkehrs in Europa an uns gestellt werden.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass der Verkehr auf der Schiene wieder einen wachsenden Stellenwert erhält und gleichzeitig seine Wettbewerbsfähigkeit erhöht.
Die weiter wachsenden Transportmengen müssen sozusagen Zug um Zug der Schiene zugeführt werden.