Der 52. Kongress der International Rail Freight Business Association (IBS) fand am 10. und 11. Oktober 2024 in der lebhaften Metropole Istanbul statt. Über 60 Teilnehmer kamen zusammen, um sich über die neuesten Entwicklungen im Schienengüterverkehr, insbesondere in Südosteuropa, auszutauschen.
Der Kongress startete am 10. Oktober mit einem Workshop zur Entwicklung des Schienengüterverkehrs in und mit Südosteuropa, moderiert von Vertretern der Rail Cargo Group aus Österreich, dem zentralen Zugangspunkt nach Südeuropa. Die Teilnehmer erhielten spannende Einblicke in die wirtschaftliche und politische Entwicklung Südosteuropas, die teils überraschend positive Wachstumsperspektiven aufzeigte. Trotz bestehender Herausforderungen, wie unzureichender Infrastruktur und fehlendem politischen Rückhalt in einigen Ländern, wurde eine grundsätzlich positive Entwicklungstendenz festgestellt.
Besonders beeindruckend waren die Ausführungen zur Rolle der Europäischen Union, die durch gezielte Maßnahmen den Ausbau des Schienengüterverkehrs in der Region vorantreibt. Die Rail Cargo Group sieht in Südosteuropa einen vielversprechenden Wachstumsmarkt und plant, ihr multimodales TransNet-Netzwerk mit neuen TransFer-Korridorzügen weiter auszubauen. Seit Dezember 2023 nutzt sie zudem als Vorreiter den Marmaray-Eisenbahntunnel unter dem Bosporus für Güterzüge.
In diesem Workshop wurden auch bestehende und geplante multimodale Verkehrslösungen in Serbien sowie neue Angebote zur Erweiterung der Zugverkehre entlang der mittleren Route der Seidenstraße vorgestellt. Diskutiert wurde zudem, wie die IBS-Mitglieder ihre Zusammenarbeit in dieser aufstrebenden Region intensivieren können.
Schwerpunkte im Kombinierten Verkehr
Im zweiten Teil des Workshops, moderiert von UIRR-General Direktor Ralf Charley Schultze, lag der Fokus auf den aktuellen Angeboten und geplanten Zugverbindungen im kombinierten Verkehr. Unternehmen wie Rail Cargo Operator, Kombiverkehr, CFL und TOP aus Serbien präsentierten ihre aktuellen Projekte. Eine anschließende Podiumsdiskussion behandelte Themen wie die unzureichende Verfügbarkeit von Trassen, den Ausbau von Terminals für den kombinierten Verkehr sowie den steigenden Bedarf an Transportlösungen für nicht kranbare Trailer.
Insbesondere die Beförderung nicht kranbarer Trailer auf der Schiene wird die IBS in den kommenden Monaten und Jahren weiter beschäftigen. Der Workshop bot den Teilnehmern zudem die Gelegenheit, sich über erfolgreiche Lösungen in diesem Bereich auszutauschen.
Den ersten Kongresstag ließ die IBS mit einem traditionellen türkischen Abendessen ausklingen, das die Gastfreundschaft der Gastgeber unterstrich und den Teilnehmern eine ideale Gelegenheit zum Networking bot.
IBS-Generalversammlung und Spezialforum
Am 11. Oktober fand im Konferenzhotel Kalyon die IBS-Generalversammlung statt. Hier wurden die Aktivitäten des Vorstands seit dem letzten Kongress in Helsinki im Frühjahr 2024 sowie der aktuelle Finanzstatus präsentiert. Die Teilnehmer wurden zudem über die Fortschritte verschiedener innovativer Projekte informiert, die von der IBS initiiert wurden.
Besonders spannend war das anschließende Spezialforum zum Thema „mit welchen Maßnahmen können die Angebote für den Transport nicht kranbarer Trailer auf der Schiene erhöht werden“. Vertreter von Unternehmen wie Vega, VTG, Cargobeamer und CFL stellten technologische Möglichkeiten zur Durchführung dieser Transporte vor. Dabei wurde deutlich, dass der Bedarf an solchen Lösungen in den kommenden Jahren – nicht zuletzt aufgrund steigender CO2-Zertifikatskosten – weiter zunehmen wird.
Die IBS hat sich daher zum Ziel gesetzt, dieses Thema mit konkreten Projekten und verstärkter Kooperation mit Systemanbietern und Verladern voranzutreiben. Da nach wie vor in Europa die absolute Mehrzahl der Straßenverkehre mit nicht kranbaren Trailern durchgeführt wird, sodass der Markt für diesbezügliche Bahnverkehre enorm groß ist.
Abschluss des Kongresses
Zum Abschluss des Kongresses organisierte die IBS einen geführten Stadtrundgang durch die faszinierende und geschichtsträchtige Stadt Istanbul mit bedeutenden Baudenkmälern in einer turbulenten und einzigartigen Atmosphäre.
Der IBS-Vorstand bedankt sich herzlich bei allen Organisatoren, insbesondere bei den türkischen Kollegen der Rail Cargo Group, für die hervorragende Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung dieses erfolgreichen Kongresses.
Wir freuen uns auf den nächsten IBS-Kongress, der im Rahmen der Transport- und Logistikmesse vom 2. bis 5. Juni 2025 in München mit separaten Veranstaltungen stattfinden wird, und auf den Herbstkongress 2025, der erneut in einer Region mit bedeutenden Entwicklungen im Schienengüterverkehr abgehalten wird.